Hinter Neuoetting, wo es vom fetten Inntal nach Norden hinaufgeht ins beinige
Huegelland, wo das Strassl gaache Kurven reisst hinum und herum und nunter
und nauf, wo die Haeusln sich ins Gelaende beissen wie Zecken in die
Arschfurche und die Sommersonne grad schauen muss, dass sie ueberall hinkommt zu den Fleckerlfeldern, dort, wo die Weiler Hintereck und Triefling heissen, Hirschhorn und Fuchshub, Hubwies, Altwies, Einoed, Untreu und Ehgarten, Winiham, Rogglfing, Berg, Thal, Buechl, Taal, Wald, Waldberg,
Hennthal, Siedelsberg, Lacken und Letten und Leiten, dort, wo niederbayrische Freiheitskaempfer, sollten sie sich je gegen Biersteuer oder US-imperialistischen Jeanszwang erheben muessen wie der Che in Bolivien, sich jahrelang verstecken koennten, oder jedenfalls bis die Hubschrauber mit den Waermebildkameras kaemen - dort lebt, im hintersten Eck eines winkligen, im Abseits des Abseits situierten Taelchens, seit 30 Jahren, idyllisch und zufrieden, Peter der Fuchs.
In Muenchen hat es ihm irgendwann nicht mehr gefallen.
Letzte Woche kam die Polizei zum Peter, das ist dumm gelaufen.
Er schaukelte mittags in der Haengematte auf dem selbstgebauten Balkon,
hoch ueber dem Biotop ueppiger Fauna und fantastischer Architektur, das in
drei Jahrzehnten auf seinem Grund herangewachsen ist, er liess eine Hand
traege die Blueten und Blaetter der Topfpflanzen neben sich streifen und zog
ihren Duft in die Nase, als das gruenweisse Auto in den Hof fuhr. Sie kamen
wegen einer Geschwindigkeitsueberschreitung.
Bei Peter dem Fuchs leben zwei Dutzend Erwachsene und ein Dutzend Kinder,
drei Generationen. Einer der Burschen war zu schnell gefahren, irgendwo auf der Rennpiste zwischen Reischach und Eggenfelden.
Sie sahen die Pflanzen und schnitten sie ab, ohne sich aufzumanndeln. Ja mei,
Du weisst es ja, des muass weg.
Peter lacht ueber die Episode, ein ungekuensteltes Lachen, das alle paar
Minuten aus seiner Wampe nach oben zu draengen scheint: Seit 30 Jahr rauch
ich mein eigenes Zeug, und nie ist was gewesen, vor zwei Jahr hab ich aufghoert, jetzt kommen s´ daher. Es erinnert ihn an die Sache mit den Gelaendern, irgendwann ist, wegen ganz was anderem, hahaha, einer von der Bauaufsicht in Pfarrkirchen gekommen, sie haben ja all die Jahre ihr Sachl ingenioes umgebaut und angestueckelt, vergroessert und erweitert, mit Durchlaessen, Treppen und Treppchen die vielen Ebenen bis hinauf zum Dachfirst untereinander verbunden, ingenioes, ohne Plaene - und nirgends, nirgends waren Gelaender!
Dem Bauaufsichtler wurde richtig schlecht. Sie hatten Mitleid. Sie haben noch
am selben Tag in Windeseile ueberall Gelaender hingespaxt. Und prompt kam Nelly, Peters Tochter, auf einer der neuen Installationen herumturnend, richtig boes, und das hatte es auf den Treppen nie gegeben, zu Fall.
So viele Gschichtln. Peter ist 55, in der Miesbacher Gegend geboren, Ende der sechziger Jahre hat er in Muenchen Soziologie studiert. Vor Pruefungen wurden
am Uni-Brunnen Wasserpfeifen auf Rotweinbasis geraucht. Die Frage, die ihn und seinen Freund Juergen damals umtrieb, lautete: Machen wir Revolution? Oder gleich das, was danach kommt? Sie entschieden sich fuer letzteres.
Und gruendeten das „Institut fuer Friedens- und Freizeitforschung“, eine serioese, ihren fuechsischen Plaenen sehr dienliche Fassade.
So viele Gschichtln! Wir muessen sie naechste Woche fortsetzen:
Wie von Berg am Laim aus die McGraw-Kaserne versorgt wurde und man in
A´dam auf Trip die Gruenen erfand.
Wie Schamboeck der Makler zur schoenen schwangeren Dorle sagte, I bin fei impotent, und das Haus dann fuer ganze 3000 Mark Bargeld herging.
Warum Peter der Fuchs nie mehr arbeiten muss.
Dilloo's
Kolumne
SZ, 28.08.2003